
Der Gang zum Arzt ist bekanntlich nicht billig. Mit zunehmendem Alter werden die Arztbesuche oftmals noch häufiger. Das bedeutet, dass auch mit höheren Kosten gerechnet werden muss. Seien es nur kleine Beträge für Medikamente oder größere Ausgaben für Röntgenaufnahmen.
Wer gesetzlich versichert ist, kann sich beruhigt auf die Zahlungen der jüngeren Generation verlassen. Doch wie werden diese Kosten bei einer privaten Versicherung gedeckt? An dieser Stelle kommen die Altersrückstellungen ins Spiel.
In diesem umfangreichen Ratgeber erfährst du alles was du über Altersrückstellungen wissen musst. Du wirst über den Nutzen sowie die Höhe der Beiträge informiert. Außerdem wird auch zusammengefasst, was bei einem Tarifwechsel oder Versicherungswechsel mit deinen Zahlungen passiert.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Wöchentlicher Newsletter über Finanzen
- 2 Das Wichtigste in Kürze
- 3 Hintergründe: Was sind Altersrückstellungen in der privaten Krankenversicherung?
- 3.1 Wozu dienen Altersrückstellungen?
- 3.2 Wie hoch ist der Beitrag an Altersrückstellungen in der PKV?
- 3.3 Was passiert mit den Altersrückstellungen bei Versicherungswechsel?
- 3.4 Was passiert mit den Altersrückstellungen bei Wechsel in die GKV?
- 3.5 Was passiert mit den Altersrückstellungen bei einem Tarifwechsel?
- 3.6 Sind Altersrückstellungen steuerlich absetzbar?
- 4 Fazit
Das Wichtigste in Kürze
- Altersrückstellungen sorgen dafür, dass die Beitragszahlungen in der privaten Krankenversicherung stabil bleiben und im Alter nicht dramatisch ansteigen.
- Wurde ein Vertrag vor 2009 abgeschlossen, sind die Altersrückstellungen bei einem Anbieterwechsel nicht übertragbar. Seit 2009 sind sie teilweise übertragbar.
- Die Altersrückstellungen sind steuerlich absetzbar, da sie als zusätzlicher Beitrag zur Basisversicherung anerkannt werden.
Hintergründe: Was sind Altersrückstellungen in der privaten Krankenversicherung?
Altersrückstellungen sind Hauptbestandteil vieler Privatkrankenversicherungen. Sie gehören zur Altersvorsorge dazu und spielen eine wichtige Rolle im Versicherungssystem.
Um einen guten Überblick über die Leistungen der Altersrückstellungen zu haben, wird im Folgenden erklärt, wozu Altersrückstellungen dienen und worauf du im Falle eines Wechsels deines Versicherungsanbieters achten solltest.
Wozu dienen Altersrückstellungen?
Mit den PKV-Altersrückstellungen wird in jungen Jahren ein "Polster" angespart, damit die Versicherungsbeiträge im Alter erschwinglich bleiben. So zahlst du zwar im jungen Alter mehr ein als für deine Gesundheitskosten notwendig ist. Im Gegenzug dazu erhöhen sich die Beiträge im Alter aber nicht immens.
Der zu zahlende Beitrag ist jedoch abhängig von deinem Alter bei Abschluss des Versicherungsvertrages. Umso später ein Wechsel zur privaten Krankenversicherung erfolgt, desto weniger Zeit bleibt, um für das Alter ein entsprechendes Polster an Altersrückstellungen aufzubauen. Dementsprechend fallen diese Beiträge dann auch deutlich höher aus.
Inwieweit höhere Beiträge im Alter tatsächlich vermieden werden können, ist auch davon abhängig, wie sich das Zinsniveau entwickelt. Der Grund: Die Versicherungsgesellschaft investieren die Sparbeträge nämlich in den Kapitalmarkt. Dort soll das Geld Zinsen erwirtschaften. Wenn das Geld nur eine geringe Rendite abwirft, werden auch die Rückstellungen für das Alter geringer ausfallen (1).
Was bedeutet ein Tarif mit / ohne Altersrückstellung?
Bei einem Tarif ohne Altersrückstellungen erhöht sich der zu zahlende Beitrag im Laufe der Vertragslaufzeit zu festgelegten Altersgrenzen. Zum Beispiel erhöht sich der Versicherungsbeitrag im Alter von 50, 60 und 70 Jahren. Dies liegt daran, dass der Versicherer davon ausgeht, dass mit fortschreitendem Alter mehr Krankheitskosten anfallen werden (2).
Im Gegensatz zu Tarifen ohne Altersrückstellungen gibt es bei Tarifen mit Altersrückstellungen diese geplante Erhöhung bei Erreichen bestimmter Altersstufen nicht. Hier ändert sich der Betrag über die gesamte Vertragslaufzeit nicht. Diese konstante Zahlung ist möglich, weil in den ersten Jahren des Versicherungsvertrages ein leicht erhöhter Beitrag gezahlt wird. Später gibt es dafür keine altersbedingte Beitragsanpassung (2).
Wie hoch ist der Beitrag an Altersrückstellungen in der PKV?
Somit schützt dieses finanzielle System, heute schon vor den medizinischen Kosten in der Zukunft (3).
Wie wird die Höhe des Beitrags kalkuliert?
Wie hoch der Beitrag der privaten Krankenversicherung und damit der Altersrückstellung ist, ist nicht abhängig vom Einkommen des Versicherten.
Entscheidende Faktoren zur Berechnung sind:
- Lebensalter beim Abschluss der Versicherung
- Umfang des Versicherungsschutzes (abhängig vom Tarif)
- Gesundheitszustand
- Statistisch berechnete, erwartende Krankheitskosten im Laufe des Lebens
Grundsätzlich gilt Folgendes: Im Gegensatz zur gesetzlichen Krankenversicherung finanzieren sich die Kunden der privaten Krankenversicherung ausschließlich selbst. Aus den zu erwartenden Krankheitskosten wird ein Gesamtbeitrag berechnet und gleichmäßig über die Lebenserwartung verteilt (4).
Was passiert mit den Altersrückstellungen bei Versicherungswechsel?
Versicherungswechsel vor 2009
Vor 2009 war es nicht möglich die Altersrückstellungen bei einem Anbieterwechsel mitzunehmen. Stattdessen ging dieser ersparte Polster für die Zukunft komplett verloren und wurde quasi der vorherigen Versicherungsgesellschaft geschenkt. Das bedeutete auch, dass beim neuen Vertragspartner wieder bei 0 angefangen werden musste und die Altersrückstellungen neu eingestuft wurden.
Ein Wechsel des Anbieters war also immer mit großen Verlusten und hohen Kosten verbunden.Vor allem, wenn du dich erst sehr spät für einen Wechsel des Versicherungsanbieters entschieden hast (1).
Versicherungswechsel ab 2009
Seit 2009 können PKV-Neukunden bei einem Anbieterwechsel einen Teil der bereits eingezahlten Altersrückstellungen auf das neue Versicherungsunternehmen übertragen.
Dies betrifft jedoch immer nur den Betrag, der dem Leistungsumfang eines Basistarifs entspricht. Unabhängig davon, ob du bei deinem neuen Anbieter in einen Basis- oder Volltarif wechselst bzw. wie in welchem Tarif du zuvor versichert warst, kannst du trotzdem nur den Basistarifanteil der Altersrückstellungen mitnehmen.
Dementsprechend gilt: Der Verlust an Altersrückstellungen ist umso höher, je leistungsstärker dein ursprünglicher Tarif ist.
Falls du einen Low-Cost-Tarif mit sehr geringen Leistungen hast, die den Leistungen im Basistarif ähnlich sind, so hast du wahrscheinlich nur eine geringe Anzahl an Altersrückstellung gebildet, kannst aber einen großen Teil davon übertragen lassen. Ein Versicherungswechsel ist also immer mit einem finanziellen Verlust verbunden, auch wenn dieser seit 2009 etwas abgemildert wurde.(1).
Was passiert mit den Altersrückstellungen bei Wechsel in die GKV?
Da es in diesem System keine Altersrückstellungen gibt, verbleiben die bereits eingezahlten Altersrückstellungen in der privaten Krankenversicherung und profitieren dort den übrigen Versicherten .
Bei manchen privaten Krankenversicherungen können ihre ehemaligen Versicherten die Rückstellungen jedoch weiter nutzen. Und zwar dann, wenn du mit diesem Anbieter einen Krankenzusatztarif als Ergänzung zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen abschließt.
So lassen sich Altersrückstellungen zum Beispiel auf eine Krankenhaus- oder Zahnzusatzversicherung gutschreiben. Voraussetzung ist allerdings, dass diese Möglichkeit in den Versicherungsbedingungen explizit erwähnt ist (5).
Was passiert mit den Altersrückstellungen bei einem Tarifwechsel?
Dementsprechend kannst du bei einem Tarifwechsel deine Altersrückstellungen problemlos mitnehmen und auf den neuen Vertrag übertragen (6, 7).
Sind Altersrückstellungen steuerlich absetzbar?
Fazit
Altersrückstellungen helfen jedem privat Versicherten, die zu erwartenden höheren Krankheitskosten im Alter abzusichern. Beim Abschluss eines Versicherungsvertrages ist es wichtig zu beachten, ob ein Tarif mit oder ohne Altersrückstellungen angestrebt wird. Bei einem Tarif ohne Altersrückstellungen steigen die zu zahlenden Beiträge im Alter.
Bei einem Wechsel des Anbieters gilt es zu beachten, dass die Altersrückstellungen oftmals verloren gehen können. Bei einem Wechsel zu einer gesetzlichen Krankenkasse können Sie die bereits gezahlten Beiträge nicht mitnehmen, während bei einem Anbieterwechsel eine Teilübertragung möglich ist.
Tarifwechsel innerhalb der gleichen Krankenkasse sind kostenlos und beinhalten die zuvor erworbenen Ansprüche und Altersrückstellungen. Außerdem sind Altersrückstellungen steuerlich absetzbar.
Bildquelle: 123rf / Cathy Yeulet
Einzelnachweise (8)
1.
Krankenkassenzentrale.de: Altersrückstellungen in der PKV effektiv nutzen
Quelle
2.
Zahnversicherung-online.de: Zahnzusatzversicherung mit Altersrückstellung
- Keine altersbedingte Beitragserhöhung -
Quelle
3.
Wissen-private-krankenversicherung.de: Altersrückstellungen in der PKV - Regelungen, Funktionsweise und Bedeutung
Quelle
4.
pkv.de: So kalkuliert eine Versicherung die Beiträge
Quelle
5.
Meier V, Baumann F, Werding M. Modelle zur Übertragung individueller Altersrückstellungen beim Wechsel privater Krankenversicherer, ifo Beiträge zur Wirtschaftsforschung, ifo Institute - Leibniz Institute for Economic Research at the University of Munich, (2004): number 14.
Quelle
6.
Eakhoff J. Übertragbare Altersrückstellungen in der privaten Krankenversicherung. Zeitschrift für Wirtschaftspolitik; Köln Bd. 54, Ausg. 1, (2005): 52-68.
Quelle
7.
Eekhoff J, Arentz C. Zur Zukunft der PKV: Probleme und Perspektiven. Gesundheitsökonomie und Qualitätsmanagement (2013): 18(03): 106 - 110
Quelle
8.
Kv-fox.de: Sind Beiträge zur Krankenversicherung steuerlich absetzbar?
Quelle