
2019 fielen deutsche Arbeitnehmer aufgrund von Erkrankungen im Durchschnitt 10 Arbeitstage aus. (1) Oftmals beschäftigt die Betroffenen dabei nicht nur das gesundheitliche Problem. Sofern die Erkrankung zu einem vorübergehenden Ausfall oder Einschränkungen in beruflicher Hinsicht führt, können auch Geldprobleme folgen. Daher ist es wichtig, sich für den Krankheitsfall finanziell abzusichern.
Aus diesem Grund besitzen viele Berufstätige eine Arbeitsunfähigkeitsversicherung. Mithilfe dieser Versicherung erhält der Versicherte trotz vorübergehenden Arbeitsunfähigkeit monatliche Auszahlungen.
So besteht im Falle gesundheitlicher Einschränkungen eine finanzielle Absicherung. Wir haben uns genauer zum Thema Arbeitsunfähigkeitsversicherung informiert und wollen Dir im Folgenden einen Überblick zum Nutzen einer derartigen Finanzstütze geben.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Wöchentlicher Newsletter über Finanzen
- 2 Das Wichtigste in Kürze
- 3 Hintergründe: Was ist eine Arbeitsunfähigkeitsversicherung?
- 3.1 Wobei handelt es sich bei einer Arbeitsunfähigkeitsversicherung?
- 3.2 Wann greift eine Arbeitsunfähigkeitsversicherung?
- 3.3 Was ist der Unterschied zwischen einer Berufs-, Erwerbs- und Arbeitsunfähigkeit?
- 3.4 Welche Versicherungen gibt es im Anschluss an eine Arbeitsunfähigkeitsversicherung?
- 3.5 Was ist eine Arbeitsunfähigkeitsklausel in der Berufsunfähigkeitsversicherung?
- 3.6 Wer kann eine Arbeitsunfähigkeitsversicherung nutzen?
- 3.7 Wie laufen die Ein- und Auszahlungen bei einer Arbeitsunfähigkeitsversicherung ab?
- 3.8 Gibt es Leistungen aus der Arbeitsunfähigkeitsversicherung ohne Gesundheitsprüfung?
- 3.9 Was muss ich bei einer Krankentagegeldversicherung beachten?
- 4 Fazit
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Arbeitsunfähigkeitsversicherung greift, wenn Du aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in der Lage bist, Deinen zuvor ausgeübten Beruf zu verrichten. Dieser Zustand ist durch einen Arzt zu bestätigen.
- Der Unterschied zu einer Berufs- sowie Erwerbsunfähigkeit liegt in der Dauer des Krankheitszustands. Hier wird ein kurz- oder mittelfristiger Arbeitsausfall vermutet.
- Innerhalb der ersten sechs Wochen erhältst Du eine Fortzahlung Deines Gehalts durch den Arbeitgeber. Daraufhin besteht die Möglichkeit gesetzlich Krankengeld oder privaten Krankentagegeld zu beziehen.
Hintergründe: Was ist eine Arbeitsunfähigkeitsversicherung?
Viele Menschen sind sich nicht im Klaren darüber, ob der Abschluss einer Arbeitsunfähigkeitsversicherung sinnvoll ist. Grund hierfür liegt in den meisten Fällen darin, dass Betroffene nicht ausgiebig über die Möglichkeiten der Versicherung informiert sind. Daher wollen wir Dich nun zur Thematik aufklären und Dir die wichtigsten Fragen beantworten.
Wobei handelt es sich bei einer Arbeitsunfähigkeitsversicherung?
Es handelt sich dabei immer um einen kurz- oder mittelfristigen Zustand. Es gibt verschiedene körperliche sowie psychische Gründe, die zu einer derartigen Arbeitsunfähigkeit führen. (2)
- Kurzfristige Erkrankungen: Migräne, Erkältung oder Darmerkrankungen (2)
- Mittelfristige bzw. schwere Erkrankungen: Depression, Rückenschmerzen oder Muskel-Skelett-Erkrankungen (2, 3)
- Spezifische Berufskrankheiten: Burn-out, Infektionskrankheiten oder Hauterkrankungen (2, 3, 4)
- Unfälle: Brüche, Verrenkungen oder Schnittwunden (2)
Der Sinn einer Arbeitsunfähigkeitsversicherung besteht nun darin, dass die vorübergehend erkrankten Personen während des Arbeitsausfalls finanziell geschützt sind. Diese Absicherung erfolgt bis zu sechs Monate durch eine automatische Absicherung über den Arbeitgeber bzw. die Krankenkasse.
Wann greift eine Arbeitsunfähigkeitsversicherung?
Nach § 3 Entgeltfortzahlungsgesetz (EntgFG) erhalten arbeitsunfähige Personen 6 Wochen nach Erkrankung eine Fortzahlung des ursprünglichen Gehalts vom Arbeitgeber. (5)
Stellt der Arzt nach gesundheitlicher Prüfung eine Arbeitsunfähigkeit fest, erhalten gesetzlich Versicherte sechs Wochen lang eine Entgeltfortzahlung in voller Höhe durch den Arbeitgeber. Im Anschluss übernimmt die Krankenkasse eine Zahlung. Das so genannte Krankengeld entspricht einer Höhe von circa 70 % des ursprünglichen Bruttogehalts und wird bis zu sechs Monate an die Betroffenen ausgezahlt.
Was ist der Unterschied zwischen einer Berufs-, Erwerbs- und Arbeitsunfähigkeit?
Art des Arbeitsausfalls | Eigenschaften |
---|---|
Arbeitsunfähigkeit | Kurzfristiger Zustand, In Bezug auf das bisherige Tätigkeitsfeld |
Berufsunfähigkeit | Langfristiger Zustand, In Bezug auf das bisherige Tätigkeitsfeld |
Erwerbsunfähigkeit | Langfristiger Zustand, Unabhängig vom bisherigen Tätigkeitsfeld |
Der Unterschied der Arten besteht demnach in der Dauer der Erkrankung sowie in Bezug auf das Tätigkeitsfeld. In der Regel spricht man von einer Arbeitsunfähigkeit, wenn sich die zeitliche Dauer der Erkrankung unter sechs Monaten bewegt.
Welche Versicherungen gibt es im Anschluss an eine Arbeitsunfähigkeitsversicherung?
Dabei können die Arbeitnehmer entweder höchstens 6 bzw. 3 Stunden täglich arbeiten. Betroffene erhalten hier allerdings nur geringere Renten von 17 oder 34 % vom Bruttogehalt. Insgesamt haben Ende 2019 1,8 Millionen Deutsche eine derartige Rente erhalten. (6)
Daneben können auch private Versicherungen abgeschlossen werden, welche bei langfristiger Erkrankung höhere Beträge auszahlen. Bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung muss ein Berufsunfähigkeits-Grad von 50 % festgestellt werden. Das bedeutet, dass der Versicherungsnehmer über die Hälfte seines bisher ausgeübtes Tätigkeitsfeld nicht mehr verrichten kann. Dieser Zustand wird daraufhin in regelmäßigen zeitlichen Abständen überprüft. (7)
Eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung ist unabhängig von Deinem bisherigen Tätigkeitsfeld. Folglich lässt sich bei diesem Zustand keine Arbeit mehr durchführen. In Abhängigkeit vom Gesundheitszustand können hier höchstens drei Stunden pro Tag gearbeitet werden.
Was ist eine Arbeitsunfähigkeitsklausel in der Berufsunfähigkeitsversicherung?
Mittels einer Arbeitsunfähigkeitsklausel in der Berufsunfähigkeitsversicherung erhältst Du also auch nach sechs Monaten eine monatliche Rente, obwohl Du keine Berufsunfähigkeit aufweisen kannst.
Zusätzlich liegt ein Mehrwert darin, dass Du die Auszahlungen schneller bekommst. Ohne lange Prüfzeiten des Gesundheitszustands kannst Du Deine Renten aus der Berufsunfähigkeitsversicherung erhalten.
Wer kann eine Arbeitsunfähigkeitsversicherung nutzen?
Im Regelfall besitzen Arbeitnehmer automatisch eine gesetzliche Arbeitsunfähigkeitsversicherung über die Krankenkasse, um nach sechs Wochen zusätzlich Krankengeld bei einem Arbeitsausfall zu erhalten.
Da privat Versicherte kein Krankengeld von der gesetzlichen Krankenkasse erhalten, können sie alternativ eine Krankentagegeldversicherung abschließen. Diese private Versicherung ermöglicht den Betroffenen monatliche Renten innerhalb der ersten sechs Monate.
Selbstständige
Seit August 2009 können Selbstständige und Arbeitnehmer, die keinen Anspruch auf Entgeltfortzahlung haben, auch gesetzlich Krankengeld beziehen. Damit können sie ab dem 43. Krankheitstag Krankengeld gemäß den gesetzlichen Richtlinien erhalten. Zudem steht ihnen die Möglichkeit offen, eine freiwillige private Krankentagegeldversicherung abzuschließen.
Beamte
Bei Beamten handelt es sich nicht um eine vorübergehende Arbeitsunfähigkeit. Man spricht hier von einer vorübergehenden Dienstunfähigkeit. Nach einer gesundheitlichen Überprüfung durch den Haus- bzw. Amtsarzt werden die Personen dienstunfähig geschrieben. Die monatlichen Dienstbezüge erhalten die Betroffenen bis zu drei Monate nach Erkrankung weiter.
Studenten
Da Studenten im Regelfall weder einen Arbeitgeber noch einen Beruf ausüben, können sie keine Entgeltfortzahlung oder Krankengeld beziehen. Nach drei Monaten besteht allerdings die Möglichkeit, das Studium abzubrechen und Arbeitslosengeld II zu beantragen. Die Höhe des Arbeitslosengeldes lässt sich dabei einfach berechnen.
Wie laufen die Ein- und Auszahlungen bei einer Arbeitsunfähigkeitsversicherung ab?
Im Vergleich hierzu sind die Beiträge bei der privaten Krankenkasse separat einzuzahlen. Die Höhe der Zahlungen an eine EU Krankenversicherung bzw. Auslandskrankenversicherung unterscheidet sich je nach ausgewählter Krankenkasse.
Im Gegensatz hierzu bestehen die Auszahlungen aus der Entgeltfortzahlung, dem Krankengeld sowie dem Krankentagegeld. Die Entgeltfortzahlung wird in den ersten sechs Wochen vom Arbeitgeber übernommen. Im Regelfall wird das Krankengeld anschließend von der gesetzlichen Krankenkasse ausgezahlt.
Da privat Versicherte kein Krankengeld von der gesetzlichen Krankenkasse erhalten, können sie innerhalb der ersten sechs Monate nach Arbeitsausfall Krankentagegeld beziehen. Dieses wird allerdings nur ausgezahlt, wenn sie eine Krankentagegeldversicherung abgeschlossen haben. Eine derartige Versicherung lässt sich problemlos digital beantragen.
Gibt es Leistungen aus der Arbeitsunfähigkeitsversicherung ohne Gesundheitsprüfung?
Die Entgeltfortzahlung erhältst Du bei Arbeitsausfall innerhalb der ersten drei Tagen ohne eine gesundheitliche Überprüfung. Nach Ablauf dieser Frist benötigt der Arbeitgeber allerdings eine Bescheinigung über den Gesundheitszustand des Arbeitnehmers.
Innerhalb der gesetzlichen sowie privaten Krankenkasse gibt es einige Anbieter, welche ein Krankengeld oder ein Krankentagegeld ohne Gesundheitsprüfung auszahlen. Dadurch kannst Du detaillierte Fragen zur Krankheit vermeiden.
Was muss ich bei einer Krankentagegeldversicherung beachten?
Diese Möglichkeit besteht sowohl für Selbstständige als auch für Arbeitnehmer. In der Regel endet diese Versicherung drei Monate nachdem die Berufs- oder Erwerbsunfähigkeit festgestellt worden ist.
Wenn Du Dich für eine private Krankentagegeld-Versicherung entschieden hast, solltest Du auf eine Überschneidung mit Beiträgen aus der Berufsunfähigkeitsversicherung achten. Es kann nämlich zu Schwierigkeiten kommen, falls Du rückwirkend Auszahlungen für den Zeitraum bekommst, in dem Du bereits Krankentagegeld erhalten hast.
Der Krankentagegeld-Versicherer kann die bereits ausgezahlten Beiträge in diesem Fall von Dir zurückfordern. Falls die Rente der Berufsunfähigkeit niedriger ist als das Krankentagegeld, erhältst Du dementsprechend weniger Geld im Krankheitsfall.
Fazit
Wenn ein Arbeitnehmer im Krankheitsfall seine bisherige Tätigkeit vorübergehend nicht mehr ausführen kann, gilt er als arbeitsunfähig. Dieser Gesundheitszustand muss von einem Arzt bescheinigt werden, damit der Betroffene eine Lohnfortzahlung vonseiten des Arbeitgebers erhält. Nach sechs Wochen tritt das Krankengeld in Kraft, welches bis zu sechs Monaten von der gesetzlichen Krankenkasse bezahlt wird.
Im Rahmen der Arbeitsunfähigkeitsversicherung besteht für Selbstständige sowie Arbeitnehmer alternativ die Möglichkeit, eine Krankentagegeldversicherung abzuschließen. Diese kann privat beantragt werden und überbrückt den Zeitraum bis die Zahlungen aus der Berufsunfähigkeitsversicherung einsetzen.
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Einzelnachweise (7)
1.
Destatis.de (2019): Qualität der Arbeit - Krankenstand.
Quelle
2.
Statista.de (2019): Anteile der wichtigsten Krankheitsarten an den Arbeitsunfähigkeitstagen bis 2019.
Quelle
3.
BPtK (2012): BPtK-Studie zur Arbeitsunfähigkeit Psychische Erkrankungen und Burnout.
Quelle
4.
Maslach C, Schaufeli WB, Leiter MP. Job burnout. Annu Rev Psychol. 2001;52:397-422. doi: 10.1146/annurev.psych.52.1.397. PMID: 11148311.
Quelle
5.
Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz (2021): Entgeltfortzahlungsgesetz, § 3 Anspruch auf Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall.
Quelle
6.
Statista.de (2019): Anzahl der Renten wegen verminderter Erwerbsfähigkeit in Deutschland bis 2019.
Quelle
7.
Conitentale (2019): Berufsunfähigkeit – das unterschätzte Risiko.
Quelle