
Aufgrund der Hyperinflation im Jahre 1923 in Deutschland, in Zeiten der Weimarer Republik, kostete ein Kilogramm Roggenbrot 233 Milliarden Mark und ein Kilogramm Rindfleisch sogar 4,8 Billionen Mark (1). Doch wie konnte es eigentlich damals so weit kommen? Die Ursachen und Folgen einer Hyperinflation werden wir in diesem Artikel genauer beleuchten.
Egal ob in Deutschland, Venezuela, Simbabwe oder anderen Ländern, viele Länder wurden schon mit der Herausforderungen einer Hyperinflation konfrontiert. Im Normalfall sind eigentlich Finanzinstitute und die Regierung dafür zuständig, dass sich eine normale Inflation nicht zu einer Hyperinflation entwickeln kann.
Dennoch können auch mehrere ungünstige Faktoren so zusammenlaufen, dass eine Hyperinflation entstehen kann und die Währung eines Landes anschließend rapide an Wert verliert.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Wöchentlicher Newsletter über Finanzen
- 2 Das Wichtigste in Kürze
- 3 Hintergründe: Hyperinflation
- 3.1 Was ist eine Hyperinflation?
- 3.2 Hyperinflation an dem Beispiel von Milch
- 3.3 Wie kommt es zu einer Hyperinflation?
- 3.4 Wann und wie endet eine Hyperinflation?
- 3.5 Welche Folgen hat eine Hyperinflation?
- 3.6 Hyperinflation in Deutschland
- 3.7 Hyperinflation in Venezuela
- 3.8 Hyperinflation in Zimbabwe
- 3.9 Was bedeutet eine Hyperinflation für bestimmte Währungen, Aktien, Immobilien und Schulden?
- 4 Fazit
Das Wichtigste in Kürze
- Von einer Hyperinflation wird nach Cagan gesprochen, wenn die Preise von Waren und Dienstleistungen innerhalb eines Monats um 50 % ansteigen.
- Eine Hyperinflation kann auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein. Oftmals resultiert eine Hyperinflation aus einer hohen Staatsverschuldung in Folge von politischem, wirtschaftlichen und sozialen Missmanagement.
- Für die Bevölkerung gibt es beispielsweise Alternativen in Form von Kryptowährungen, Aktien oder Immobilien, um das Vermögen vor einer Hyperinflation zu schützen.
Hintergründe: Hyperinflation
Was ist eine Hyperinflation?
Normalerweise ist es die Aufgabe der Banken und der Regierung die Schwankungen von Inflation und Deflation zu regulieren, um für stabile Preise der Waren und Dienstleistungen und den Wert einer Währung zu sorgen. Umso besser die Schwankungen reguliert werden, desto stabiler ist auch die Wirtschaft einer Volkswirtschaft. Es gelten die normalen Prinzipien der Marktwirtschaft und die Kaufkraft des Geldes steigt und sinkt in einem natürlichen Rahmen.
Im Gegensatz dazu handelt es sich bei einer Hyperinflation um einen unnatürlichen Zustand in einer Volkswirtschaft, bei der die Preise von Waren und Dienstleistungen steigen und der Wert einer Währung über eine sehr kurze Zeit sehr stark an Wert verliert und dadurch die Kaufkraft des Geldes sinkt.
Für die Hyperinflation gibt es keine genau Definition. Dennoch verwenden die meisten Leute die Definition vom US-amerikanischen Ökonom Philip Cagan.
Laut Cagan handelt es sich um eine Hyperinflation, falls der Preis einer Ware oder Dienstleistung in einem Monat um mehr als 50 % ansteigt(2).
In der Realität können sich Preise bei einer Hyperinflation aber innerhalb weniger Stunden oder Tage verdoppeln oder potenzieren. Die steigenden Preise verunsichern die Verbraucher und die Währung eines Landes verliert drastisch an Wert.
Hyperinflation an dem Beispiel von Milch
Die Voraussetzungen für eine Hyperinflation würden erfüllt werden, wenn der Preis für ein Liter Milch Anfang Juli auf 45 Cent oder mehr ansteigen würde und dann Anfang August schon bei 67,5 Cent liegen würde.
Wie schnell und wie stark die Preise bei einer Hyperinflation ansteigen, kann man generell nicht voraussagen. Nach mehreren Monaten kann beispielsweise dann ein Liter Milch schon 100 € oder 10.000 € kosten.
Wie kommt es zu einer Hyperinflation?
Um die immensen Schulden tilgen zu können, wird immer mehr Geld in Umlauf gebracht. Dieses Vorhaben geht kurzfristig zwar auf, doch langfristig gesehen wird daraus ein Teufelskreis und das Geld verliert immer mehr an Wert. Die Regierung verliert das Vertrauen und auch die Kreditwürdigkeit der Bevölkerung (3).
Wann und wie endet eine Hyperinflation?
- Bewahrung und Aufrechterhaltung einer stabilen Währung
- Festsetzung und Aufrechterhaltung eines stabilen Preisniveaus
- Veranlassung einer optimalen Anzahl an Beschäftigungen
- Aufrechterhaltung von moderaten Zinssätzen
Klare Ziele und eine unabhängige Geldpolitik können dafür sorgen, dass das Vertrauen in die fiskalpolitischen Maßnahmen die Monetarisierung der Haushaltsdefizite überwinden kann. Durch die Aufgabe der Preisstabilisierung können die Zentralbanken so das Wachstum der Geldmenge überwachen (2, 4).
Welche Folgen hat eine Hyperinflation?
Durch die Krise müssen viele Unternehmen schließen, wodurch sich die Arbeitslosenzahlen erhöhen und gleichzeitig die Steuereinnahmen sinken. Außerdem können durch die sinkenden Steuereinnahmen und der Wertverlust der Währung die Haushaltsausgaben des Staates auch nicht gedeckt werden.
Das führt wiederum zu Verunsicherung gegenüber der Bevölkerung und potenziellen ausländischen Kreditgebern. Auch ergeben sich weitreichende Folgen für Schuldner, Gläubiger und Sparer. Auf diese wird aber am Ende noch einmal genauer eingegangen werden.
Hyperinflation in Deutschland
Die Lage spitzte sich immer mehr zu und stürzte das Land dann Ende 1922 in eine schwere Wirtschaftskrise. 1923 besetzten dann französische und belgische Truppen das Ruhrgebiet aufgrund verspäteter Reparationszahlungen. Die Regierung fordert die Bevölkerung zu einem Widerstand auf und im Gegenzug wurden diese dann finanziell von dem Staat unterstützt (5, 6).
Der Schuldenberg des Staates wuchs immer weiter und weiter und immer mehr Geld musste in den Umlauf gebracht werden. Dadurch verlor das Geld immer mehr an Wert. Teilweise wurde das Geld am Ende sogar als Heizmittel genutzt, da das Verbrennen der Papierbündel günstiger war, als mit Holz zu heizen (5, 6).
Hyperinflation in Venezuela
Aufgrund der Hyperinflation verlor die venezolanische Mittel- und Oberschicht fast ihren kompletten Reichtum. Vor allem die Besitzer von Anleihen und sonstigen ungebundenen Finanzprodukten, die regierungskritisch eingestellt waren. Dadurch profitierten die Unterstützer der Regierung und die Regierungskritiker waren die großen Verlierer (7).
Hyperinflation in Zimbabwe
Anfang 1990 kündigte sich dann eine drohende Inflation an, da die Ausgaben der Regierung die Einnahmen langsam überschritten. Das lag unter anderem an den steigenden Militärausgaben für Kriegsveteranen und der militärischen Beteiligung am zweiten Kongokrieg in der Demokratischen Republik Kongo 1998. Daraus resultierte eine Devisenknappheit und eine große Haushaltslücke, da dadurch auch die ungedeckten Inlandsausgaben beeinflusst wurden (4).
Durch die Entscheidung die Ausgaben nicht zu decken musste Zimbabwe mit einer chronischen Inflation leben, die Anfang 2000 jährlich 60 Prozent betrug. Darüber hinaus beschloss die Regierung dann Anfang der 2000 eine Landumverteilungsmaßnahme bei der fast alle 4.500 Farmen, im Besitz von Personen mit einer weißen Hautfarbe, zwangsenteignet wurden. Daraus folgte ein erheblicher Einbruch in der Nahrungsmittelproduktion und folglich auch im BIP (4).
Die Ausgaben in Kombination mit den politischen, wirtschaftlichen und sozialen Entscheidungen führten zu einer großen Sozial- und Finanzkrise. Im Juli 2008 betrug die jährliche Inflationsrate knapp 231.150.888 %. Der Zimbabwe-Dollar wurde kurze Zeit später aufgegeben und von Fremdwährungen als Zahlungsmittel abgelöst (4).
Was bedeutet eine Hyperinflation für bestimmte Währungen, Aktien, Immobilien und Schulden?
Kryptowährungen können im Falle einer Hyperinflation eine sinnvolle Lösung sein.
Aus diesem Grund gilt die Kryptowährung als ein relativ inflationssicheres Zahlungsmittel, das während einer Hyperinflation eine sinnvolle Alternative sein kann. Während der Hyperinflation in Venezuela wurde der Bitcoin zu einer der wichtigsten Parallelwährungen (8, 9). Natürlich eignen sich auch andere Kryptowährungen wie Euthereum, EOS oder Ripple als Investition.
Aktien und Immobilien: Ähnlich wie bei der Kryptowährung, können auch Aktien eine sinnvolle Wahl sein bei einer drohenden Hyperinflation. Wichtig ist hierbei jedoch zu betonen, dass das Aktienportfolio gut diversifiziert sein muss und auch beispielsweise in Aktien von marktführenden Unternehmen zu investieren. Auch Immobilien können sich als gute Investition herausstellen.
Insbesondere, wenn man eine festverzinsliche Hypothek hat. Dadurch kann die Hypothek mit Geld zurückgezahlt werden, dass während der Inflation an Geld verliert (10). Darüber hinaus sollte das Geld auf jeden Fall nicht gespart werden, weil man dem Wertverlust des Geldes dann nach und nach auf dem Konto zusehen kann.
Schulden: In der Theorie sollten sich Schulden in einer Inflation schneller und einfacher zurückzahlen. Die festgesetzten Schulden vor Beginn einer Hyperinflation entsprechen durch den Wertverlust des Geldes aufgrund des Anstiegs der Geldmenge nicht mehr den Schulden während einer Hyperinflation. Das bedeutet, dass der Schuldner im Endeffekt aufgrund des Wertverlusts des Geldes die Schulden einfacher zurückzahlen kann.
Der Effekt macht sich jedoch erst bei höheren Verschuldungen bemerkbar. Vor allem hoch verschuldete Staatshaushalte profitieren dann von dieser Entschuldung (11).
Fazit
Heutzutage ist die Gefahr einer Hyperinflation eigentlich relativ gering. Jedoch kann ein politisches, wirtschaftliches oder soziales Missmanagement in kurzer Zeit zu einem Wertverlust einer Währung führen. Durch den Wertverlust der Währung steigen die Preise rasant an und der Wertverlust und der Preisanstieg nimmt einen unkontrollierten weiteren Verlauf.
Um der Verschuldung und den Ausgaben entgegenzuwirken, haben schon viele Länder und Regierungen versucht die Menge des Geldes zu erhöhen. Dies hatte aber fatale Folgen und verschlimmerte die Situationen noch. Dennoch kann die Bevölkerung versuchen mit Kryptowährungen, Aktien oder Immobilien ihr Kapital vor den Folgen zu schützen.
Trotz der negativen Auswirkungen einer Hyperinflation, im Grunde genommen wirkt sich eine leichte Inflation auch positiv auf die Wirtschaft aus. Die Europäische Zentralbank strebt eine jährliche Inflationsrate von 2 % an, damit die Wirtschaft stabilisiert und ein Wirtschaftswachstum ermöglicht wird.
Titelbild: geralt / Pixabay
Einzelnachweise (11)
1.
historisches-lexikon-bayerns.de: Inflation, 1914-1923. Helmut Braun.
Quelle
2.
Cagan, P. (1956) The Monetary Dynamics of Hyperinflation. In: Friedman, M., Ed., Studies in the Quantity Theory of Money, University of Chicago Press, Chicago.
Quelle
3.
onpulson.de: Hyperinflation.
Quelle
4.
McIndoe-Calder T, Bedi T, Mercado R. Hyperinflation in Zimbabwe - Background, Impact, and Policy. DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-030-31015-8
Quelle
5.
weimar.bundesarchiv.de: Hyperinflation.
Quelle
6.
Taylor, F. (2013). The downfall of money: Germany's hyperinflation and the destruction of the middle class. A&C Black.
Quelle
7.
Pittaluga G B, Seghezza E, Morelli P. (2021). The political economy of hyperinflation in Venezuela. Public Choice, 186(3), 337-350.
Quelle
8.
Thiele, Carl-Ludwig et al. (2017) : Kryptowährung Bitcoin:
Währungswettbewerb oder Spekulationsobjekt: Welche Konsequenzen sind für das aktuelle
Geldsystem zu erwarten?, ifo Schnelldienst, ISSN 0018-974X, ifo Institut - Leibniz-Institut für
Wirtschaftsforschung an der Universität München, München, Vol. 70, Iss. 22, pp. 3-20
Quelle
9.
zeit.de: Eine Kryptowährung "stark wie Superman". Thomas Fischermann. 21. Februar 2018
Quelle
10.
finance.zacks.com: Hyperinflation's Effect on Stocks. Craig Woodman
Quelle
11.
anwalt-kg.de: Was passiert mit den Schulden in der Inflation? Andreas Kraus.
Quelle