
Im Krankheitsfall will jeder gut versorgt sein. Das versichert eine Krankenversicherung, die jeder Dienstherr seinen Angestellten zur Verfügung stellen muss. Bei Beamten muss der Staat für die Krankenversorgung aufkommen. Das nennt man gesetzliche Krankenversorgung. Diese ist aber nicht ausreichend, weshalb sich viele Beamte für eine private Krankenversicherung entscheiden.
Die private Krankenversicherung für Beamte ist nicht nur günstiger, sondern bringt wahlweise noch zahlreiche verschiedene Vorteile mit sich. Der untenstehende Artikel klärt die wichtigsten Fragen zur privaten Krankenversicherung für Beamte, worauf du achten solltest und wie du dich für den Tarif entscheidest, der am besten zu dir passt.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Wöchentlicher Newsletter über Finanzen
- 2 Das Wichtigste in Kürze
- 3 Hintergründe: Was versteht man unter privater Krankenversicherung für Beamte?
- 3.1 Welche Berufsgruppen sind beihilfeberechtigt?
- 3.2 Werden bei der privaten Krankenversicherung für Beamte Familienmitglieder berücksichtigt?
- 3.3 Gibt es Unterschiede zwischen Bund und Ländern bei der privaten Krankenversicherung für Beamte?
- 3.4 Wie funktioniert die Krankheitskostenversicherung für Beamte?
- 3.5 Wer hat Anspruch auf freie Heilfürsorge bei der privaten Krankenversicherung für Beamte?
- 3.6 Was spricht gegen eine gesetzliche Krankenversicherung?
- 3.7 Welche Nachteile hat eine private Krankenversicherung für Beamte?
- 3.8 Wie entscheide ich mich für einen Anbieter einer privaten Krankenversicherung für Beamte?
- 4 Fazit
Das Wichtigste in Kürze
- Der Dienstherr muss seinen Angestellten eine Krankenversicherung gewähren. Bei Beamten ist der Dienstherr der Staat. Dieser kommt aber nur zum Teil für bestimmte Kosten auf, weshalb viele zusätzlich eine private Krankenversicherung abschließen.
- Viele Beamte entscheiden sich für eine private Krankenversicherung. Die engere Familie, also Ehegatten und Kinder, können unter bestimmten Voraussetzungen ähnliche Vorteile beanspruchen.
- Die private Krankenversicherung bietet gegenüber einer gesetzlichen Krankenversicherung zahlreiche Vorteile. Dabei kann im Krankheitsfall der Aufenthalt angenehmer gestaltet werden oder sonstige medizinische Dienstleistungen günstiger beansprucht werden.
Hintergründe: Was versteht man unter privater Krankenversicherung für Beamte?
Als Beamter muss man sich zwischen einer gesetzlichen oder privaten Krankenversicherung entscheiden. Letztere ist dabei häufig die bessere Wahl, weil sie alle Kriterien einer Vollversicherung erfüllt, aber kostengünstiger ist. Die wichtigsten Fragen und Antworten sind im untenstehenden Artikel ausführlich beantwortet.
Welche Berufsgruppen sind beihilfeberechtigt?
Folgende Berufsgruppen sind dabei beihilfeberechtigt:
- Beamte: Grundsätzlich sind alle Beamten, egal ob auf Probe, auf Widerruf oder auf Zeit, beihilfeberechtigt. Auch pensionierte Beamte, dienstunfähige Beamte oder Beamte im Ruhestand dürfen diese in Anspruch nehmen.
- Richter: Auch Richter sind beihilfeberechtigt. Dabei sind berufstätige Richter und Richter im Ruhestand inkludiert
- Soldaten: Dasselbe gilt auch für Soldaten. Hier werden sowohl aktive, als auch Soldaten im Ruhestand berücksichtigt
- Lehrer: Lehrer und Lehramtsreferendare sind ebenfalls beihilfeberechtigt
- Feuerwehrleute: Die Berufsgruppe der Feuerwehrleute sind ebenfalls inkludiert
- Witwen/Witwer: Witwen, Witwer oder sonstige Hinterbliebene aus offiziell eingetragenen Lebenspartnerschaften dürfen diese Leistungen in Anspruch nehmen.
- Waisen: Auch Waisen sind beihilfeberechtigt.
Werden bei der privaten Krankenversicherung für Beamte Familienmitglieder berücksichtigt?
Bundesland | Einkommensgrenze (in Euro €) |
---|---|
Baden-Württemberg | 10.000 |
Berlin | 17.000 |
Brandenburg | 17.000 |
Bremen | 10.000 |
Hamburg | 18.000 |
Hessen | 8.652 |
Mecklenburg-Vorpommern | 17.000 |
Niedersachsen | 18.000 |
Nordrhein-Westfalen | 18.000 |
Rheinland-Pfalz | 8.652 |
Saarland | 16.000 |
Sachsen | 18.000 |
Sachsen-Anhalt | 17.000 |
Schleswig-Holstein | 18.000 |
Thüringen | 18.000 |
Kinder von Beamten haben einen Anspruch auf Beihilfe, solange sie einen Anspruch auf Kindergeld haben. Spätestens nach Vollendung des 25. Lebensjahres endet dieser.
Gibt es Unterschiede zwischen Bund und Ländern bei der privaten Krankenversicherung für Beamte?
Bei der privaten Krankenversicherung gibt es große Unterschiede zwischen Bund und Ländern. Jedes Land hat die Möglichkeit, eigene Vorschriften und Auslegungen der Beihilfe durchzusetzen.
Dabei ist es durchaus zu empfehlen, sich bei den örtlichen Behörden genauer zu informieren. Diese können dir die besten Auskünfte über Chancen und Möglichkeiten in der lokalen privaten Krankenversicherung für einen Beamten geben. Diese können dir auch bei spezifischen Fragen weiterhelfen.
Wie funktioniert die Krankheitskostenversicherung für Beamte?
Dazu muss beim privaten Anbieter in jedem Fall eine Gesundheitsprüfung abgeschlossen werden. Solltest du Vorerkrankungen haben, wird wahrscheinlich kein Weg an einem Risikozuschlag vorbeiführen. Wie hoch dieser dann ausfällt, hängt aber von dem Anbieter ab.
Die Familienangehörigen von Beamten können sich ebenfalls private Krankenversichern lassen. Allerdings gelten viele Begünstigungen nur, wenn der Wechsel zeitgleich, oder innerhalb einer bestimmten Zeitspanne nach dem Wechsel des Beamten stattfindet.
Dieser bemisst sich meistens auf ein Jahr. Nach einer Heirat darf ein Wechsel zur privaten Krankenversicherung nicht länger als sechs Monate dauern, um zusätzliche Begünstigungen zu erhalten.
Private Krankheitskostenversicherungen können außerdem verschieden ausgeprägt sein. Die gesetzliche Krankheitskostenversicherung deckt die Grundleistungen bereits ab.
Eine private Krankheitskostenversicherung kann noch einige Zusatzleistungen wie eine Chefarztbehandlung oder Unterbringen in 2-Bett-Zimmern mit sich bringen. Manche privaten Versicherungen decken hingegen nur die Kosten ab und geben keinerlei sonstige Vorteile.(1)
Wer hat Anspruch auf freie Heilfürsorge bei der privaten Krankenversicherung für Beamte?
Solltest du den Anspruch auf freie Heilfürsorge über deine aktive Dienstzeit hinaus behalten wollen, kannst du als Beamter eine Anwartschaftsversicherung abschließen. Ohne diese Maßnahme könnte es vorkommen, dass dich keine private Krankenversicherung mehr aufnimmt.
Wie in sonstigen Fällen auch hat die private Krankenversicherung spezielle Anwartschaftstarife für Beamte. Diese unterscheiden sich zwischen den verschiedenen Anbietern und von Bundesland zu Bundesland, da diese mit der Höhe der Beihilfe gekoppelt ist, die von jedem Land unterschiedlich geregelt werden kann.
Wird bei einem Tarif keine Altersrückstellung gemacht, spricht man von einer kleinen Anwartschaft. Diese ist günstiger als eine "normale" Anwartschaft, kann aber nur von angehenden Beamten bis zum 33. Lebensjahr abgeschlossen werden.
Was spricht gegen eine gesetzliche Krankenversicherung?
Da die gesetzliche Krankenversicherung für weniger Leistungen teurer ist als die private Krankenversicherung, lohnt sie sich nur in Ausnahmefällen.
Zudem zahlt der Staat für Beamte zur Krankenversicherung keinen Arbeitgeberanteil. Genauso wie Selbstständige, müssen Beamte, die die gesetzliche Krankenversicherung in Anspruch nehmen, den vollständigen Versicherungsbetrag alleine stemmen.
Außerdem sind die Kosten einer gesetzlichen Krankenversicherung stark an ihrem Einkommen orientiert. So gestalten sich die Zahlungen bei einem guten Beamtensold als sehr teuer im Vergleich zu der privaten Alternative.
So zahlt man am Ende des Tages mehr Geld für geringere Leistungen. Trotzdem steigen die Zahlen der Mitglieder bei gesetzlichen Krankenversicherungen im Allgemeinen.(3)
Eine gesetzliche Krankenversicherung ist also in den wenigsten Fällen sinnvoll. Sie kann beispielsweise Beamten, die sehr wenig verdienen und wegen Vorerkrankungen keinen günstigen Tarif bei einer privaten Krankenversicherung bekommt, von Vorteil sein.
Außerdem können Großfamilien davon profitieren, dass Kinder keine Zusatzbeträge verlangen, was bei der privaten Krankenversicherung der Fall ist. So sparen diese im Endeffekt mehr Geld, als wenn sie privat krankenversichert wären.
Welche Nachteile hat eine private Krankenversicherung für Beamte?
Beiträge können nämlich im Altern ansteigen, sowie Beitragserhöhungen jederzeit möglich sind. Zudem ist eine Gesundheitsprüfung vor Antritt der privaten Krankenversicherung für Beamte notwendig, bevor ein Tarif in Anspruch genommen werden kann.
Solltest du Vorerkrankungen haben, könnte dieser dadurch um ein Vielfaches gesteigert werden. Das ist bei der gesetzlichen Krankenversicherung nicht der Fall.
Außerdem muss jedes Familienmitglied einen eigenen Beitrag zahlen, während in der gesetzlichen Krankenversicherung Kinder kostenlos familienversichert sind. Ein Beitritt von Mitgliedern der engeren Familie, ist zudem nur in einem zeitlichen Rahmen nach Abschluss der Versicherung möglich, sofern diverse Begünstigungen und Vorteile mit beansprucht werden sollen.
Außerdem gestaltet sich ein Anbieterwechsel, oder gar ein Wechsel zurück in die gesetzliche Krankenversicherung als sehr schwierig. Bei einem Wechsel des Anbieters können gegebenenfalls Altersrückstellungen nicht, oder nur zum Teil mitgenommen werden.
Zusätzlich muss eine weitere Gesundheitsprüfung gemacht werden, die im Regelfall zuungunsten des Beamten ausfällt. Ein Wechsel zurück in die gesetzliche Krankenversicherung ist zudem nur unter gewissen Voraussetzungen möglich.
Wie entscheide ich mich für einen Anbieter einer privaten Krankenversicherung für Beamte?
Allerdings heben sich in den letzten Jahren beliebtere Anbieter hervor(4). In manchen Fällen kann auch ein sehr günstiger Basistarif, der weniger Boni beinhaltet, gewählt werden(5). Folgende Kriterien solltest du hier beachten:
- Beitrag
- Mitversicherung Kinder
- Arzt - und Klinikwahl
- Unterbringung im Krankenhaus
- Medikamente
- Psychotherapie
- Zahnersatz
Der Beitrag ist der allgemeine Gradmesser der Qualität der privaten Krankenversicherung. Je höher der Preis hier ist, desto höher fällt dieser im Regelfall aus. Hier musst du dir selbst überlegen, welche Zusatzleistungen dir einen Preisaufschlag wert sind und auf welche du verzichten kannst.
Sobald du dir darüber im Klaren bist, kannst du die Preise vergleichen und so das beste Preis-Leistungs-Verhältnis für deine Bedürfnisse ermitteln.
Die Mitversicherung der Kinder ist bei der gesetzlichen Krankenversicherung kostenlos gegeben. Bei der privaten Krankenversicherung ist hier meistens ein Aufschlag fällig. Solltest du bereits viele Kinder haben oder mit vielen planen, ist dieses Kriterium durchaus wichtig für die Wahl des besten Tarifs. Ist das nicht der Fall, ist dieser Punkt dementsprechend irrelevant.
Die Arzt- und Klinikwahl sind bei vielen Tarifen frei wählbar und versichern den Beamten zu 100 %. Einige Tarife erstatten jedoch nur 75 % der Kosten bei freier Arztwahl und die 100 % lediglich beim Hausarzt. Hier ist es durchaus zu empfehlen einen Tarif mit 100 % zu wählen. Einige Anbieter garantieren zudem noch eine Chefarztbehandlung.(6)
Für viele Menschen ist der Komfort im Krankenhaus ein wesentliches Kriterium bei der Wahl der privaten Krankenversicherung. Je nach Preis können hier entweder allgemeine Krankenhausleistungen beansprucht werden, oder du wirst einem Zwei- oder sogar in einem Einbettzimmer untergebracht.
Medikamente werden von den meisten privaten Anbietern vollständig erstattet. Einige Tarife verlangen jedoch Zuzahlungen oder gestatten keine rezeptfreien Arzneimittel. Wie sehr du diesen Punkt gewichten solltest, hängt von deiner gesundheitlichen Situation ab.(7)
Für psychotherapeutische Behandlungen gibt es bei der privaten Krankenversicherung ebenfalls zahlreiche Begünstigungen. Normalerweise werden 70 % einer Sitzung erstattet, teurere Tarife können manche Sitzungen, beispielsweise die ersten 30 Sitzungen, sogar zu 100 % übernehmen.
Dieser Punkt ist vielen Kunden heutzutage wichtig, da die Häufigkeit und Wirksamkeit solch einer Behandlung zugenommen hat.(8)
Sehhilfen sind bei den meisten Formen der privaten Krankenversicherung inkludiert. Diese werden aber typischerweise nur bis zu bestimmten Tarif-abhängigen Höchstbeträgen erstattet.
Zahnersätze werden von den meisten Anbietern berücksichtigt. Hier variiert wiederum nur der Prozentsatz, der übernommen werden. Dieser bemisst sich normalerweise zwischen 70 % und 100 %.
Fazit
Viele Beamte entscheiden sich gegen eine gesetzliche Krankenversicherung, um stattdessen oder zusätzlich eine private Krankenversicherung abzuschließen. Davon können auch Ehegatten und Kinder profitieren, solange sie beim Beitritt gewisse zeitliche und formale Kriterien erfüllen. Die formalen Kriterien könne sich von Land zu Land unterscheiden.
Schlussendlich bietet die private Krankenversicherung für Beamte deutliche Vorteile. Zu einem günstigeren Preis wird man im Krankheitsfall besser versorgt und bequemer untergebracht. Außerdem können andere Dienstleistungen deutlich günstiger oder sogar gratis beansprucht werden.
Nur in speziellen Ausnahmefällen sollte sich gegen eine private Krankenversicherung entschieden werden. Sobald bei der in den meisten Fällen verpflichtenden Gesundheitsprüfung vor Abschluss einer privaten Krankenversicherung zu teure Tarife vorgeschlagen werden, könnte sich diese nicht mehr lohnen.
Außerdem verlangen Kinder bei der privaten Krankheitsversicherung Zusatzbeträge, die bei einer gesetzlichen Versicherung nicht anfallen dürfen.
Bildquelle: seoterra / 123rf
Einzelnachweise (8)
1.
PKV Zahlenbericht 2019, Verband der Privaten Krankenversicherungen, 2019
Quelle
2.
Anzahl der Mitglieder und Versicherten der gesetzlichen und privaten Krankenversicherung in den Jahren 2014 bis 2020, Statista, J. Bolkart, 2021
Quelle
3.
Krankenkassen mit den größten Mitgleiderverlusten und Mitgliederzuwächsen, Krankenkassen.net, 2018
Quelle
4.
Führende private Krankenversicherer nach Anzahl der Versicherten 2019
Veröffentlicht von J. Bolkart, 24.03.2021
Die Statistik zeigt die führenden privaten Krankenversicherer in Deutschland nach Anzahl der Versicherten* im Jahr 2019. In diesem Jahr waren bei Continentale Versicherung rund 1,34 Millionen natürliche Personen krankenversichert.
Führende private Krankenversicherer in Deutschland nach Anzahl der Versicherten im Jahr 2019, Statista, J. Bolkart, 2021
Quelle
5.
Die Krankenkassen mit dem größten prozentuellen Zuwachs an Basistarif-Versicherten 2012, Zeitschrift für Versicherungsmakler, Ausgabe 18, 2013
Quelle
6.
Ausgaben der privaten Krankenversicherung (PKV) für Arztbehandlungen in den Jahren 1998 bis 2019, Statista, J. Bolkart, 2021
Quelle
7.
C. Jacke, S, Hagemeister, F. Wild: Arzneimittelversorgung von Privatversicherten 2020, Wissenschaftliches Institut der PKV, 2021
Quelle
8.
Bühring, Petra: Max-Planck-Institut: Studie zur Wirksamkeit von Psychotherapie Journal Article D 2017 Deutsches Ärzteblatt International V 16 , September 10, 2017
Quelle