
Du interessiert dich für Finanzen und fragst dich, woher Unternehmen ihre finanziellen Mittel ziehen können? Vielleicht hast du in diesem Zusammenhang schon einmal was von einer Selbstfinanzierung gehört. Obwohl der Begriff zunächst selbsterklärend scheint, kannst du ihn dir wahrscheinlich trotzdem nicht so richtig erklären. Das ist verständlich, schließlich kann die Finanzwelt durchaus sehr komplex sein.
In unserem Beitrag zur Selbstfinanzierung 2022 geben wir dir alle relevanten Informationen zu diesem Thema und klären dich auf. Wir erläutern dir, was eine Selbstfinanzierung eigentlich ist, wie sie abläuft und welche Arten es gibt. Außerdem diskutieren wir die Vor- und Nachteile einer Selbstfinanzierung und vergleichen sie mit der Fremdfinanzierung.
Inhaltsverzeichnis
Das Wichtigste in Kürze
- Die Selbstfinanzierung unterscheidet sich von der Fremdfinanzierung und gehört zu der Eigenfinanzierung.
- Unternehmen behalten erwirtschaftete Gewinnen in Form von Gewinnrücklagen ein und finanzieren damit zukünftige Investitionen selbst.
- Die Selbstfinanzierung ist sehr kostengünstig, da keine Zinsen für Kredite gezahlt werden müssen.
Glossareintrag: Der Begriff Selbstfinanzierung im Detail erklärt
Nachfolgend beantworten wir dir alle relevanten Fragen zum Thema Selbstfinanzierung. Dadurch kennst du dich mit dem Thema aus und kannst ihn von anderen Begriffen differenzieren.
Was ist eine Selbstfinanzierung?
(Bildquelle: Pixabay/Pasita Wanseng)
Da die Gewinne nicht an Gesellschafter oder Aktionäre ausgezahlt und stattdessen für eine Investition innerhalb des Unternehmens genutzt werden, werden Zinsen eingespart und eine Verschuldung vermieden.
Wie läuft die Selbstfinanzierung ab?
- Einzelunternehmen und Personengesellschaften: Die erzielten Gewinne werden in der Bilanz nicht gesondert ausgewiesen. Stattdessen erhöhen sie das Eigenkapital und verbessern somit die Bonität des Unternehmens.
- Kapitalgesellschaften: Bei Kapitalgesellschaften werden die einbehaltenen Gewinnen in der Bilanz unter dem Posten Gewinnrücklagen aufgeführt. Die Gesellschafter entscheiden, ob und in welchem Ausmaß Gewinnen einbehalten oder ausgeschüttet werden. Handelt es sich um eine Aktiengesellschaft (AG) wird auf der Hauptversammlung über die Verwendung der erzielten Gewinnen entschieden. Der Vorstand und der Aufsichtsrat können jedoch unter Umständen bis zur Hälfte des Überschusses im Unternehmen als Rücklagen einbehalten (§ 58 AktG).
Welche Arten der Selbstfinanzierung gibt es?
Bei der offenen Selbstfinanzierung behalten Unternehmen erwirtschaftete Gewinne ein und schütten diese nicht an ihre Anteilseigner aus. Dadurch haben sie die Möglichkeit, diese Gewinne für neue Investitionen zu nutzen.
Bei der stillen oder verdeckten Selbstfinanzierung werden stille Reserven aufgedeckt, die das Eigenkapital erhöhen. Stille Reserven können entstehen, indem Wertsteigerungen in der Bilanz nicht ausgewiesen werden oder Abschreibungen zu hoch angesetzt werden. Daher kann es zu einer zu geringen bilanziellen Bewertung auf der Aktivseite oder einer Überbewertung auf der Passivseite kommen.
Welche Vor- und Nachteile gibt es bei einer Selbstfinanzierung?
Ein Vorteil der Selbstfinanzierung ist es, dass die bei einer Fremdfinanzierung anfallenden Zinsen eingespart werden können. Daher ist es oftmals günstiger, das Kapital durch erwirtschaftete Gewinnen aufzubringen. Gleichzeitig machen sich Unternehmen weniger abhängig von Banken oder anderen Kreditgebern.
Sie können eigenständig und flexibel wirtschaften, ohne an Kreditrahmenbedingungen gebunden zu sein. Des Weiteren führt eine Steigerung des Eigenkapitals zu einer besseren Bewertung des Unternehmens. Daher schützt sie das Unternehmen in Krisenzeiten vor einer Zahlungsunfähigkeit. Gleichzeitig ermöglicht sie es, mehr Kredite aufzunehmen, da die Position gegenüber Investoren verbessert wird.
Nachteile einer Selbstfinanzierung sind die geringeren Dividenden an die Aktionäre. Werden Gewinne in Rücklagen eingebucht, sinkt die Ausschüttung je Aktie. Dies birgt Konfliktpotenzial zwischen den Eigentümern und dem Vorstand eines Unternehmens. Außerdem erhöht es die Aktienkurse, sodass die Akten schwieriger zu handeln sind.
Wie berechne ich den Selbstfinanzierungsgrad?
Selbstfinanzierungsgrad = Gewinnrücklagen / Eigenkapital
Über den Selbstfinanzierungsgrad können Aussagen über die Kreditwürdigkeit eines Unternehmens getroffen werden, da er den Anteil der Finanzierung aus eigener Kraft angibt. Kann ein Unternehmen seine Finanzierung zu großen Teilen aus eigenen Mitteln decken und auf Fremdkapital verzichten, gilt als es unabhängiger von externen Kapitalgebern. Daher enthält dieses Unternehmen eher einen Kredit bei der Bank.
Fazit
Bei der Selbstfinanzierung behalten Unternehmen erwirtschaftete Gewinnen ein, um damit in Zukunft mögliche Investitionen eigenständig finanzieren zu können. Dadurch sparen sie sich die Zinsen der Kredite und agieren unabhängig von Investoren oder Banken. Insbesondere in Krisenzeiten kann dies sehr vorteilhaft sein. Auch bei der Kreditvergabe können Unternehmen mit einem hohen Selbstfinanzierungsgrad punkten, da sie bereits einige Sicherheiten mitbringen.
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