
Ob zuhause, beim Sport oder im Urlaub, Unfälle können schnell passieren und die Folgen können gravierend sein. Allein in Deutschland ereignen sich jährlich rund 8 Millionen Unfälle, wovon die meisten in der Freizeit geschehen (1). Oftmals haben Betroffene mit andauernden gesundheitlichen Konsequenzen zu kämpfen. Daraus resultieren häufig auch finanzielle Schäden. In solchen Fällen kann eine private Unfallversicherung helfen.
In unserem umfangreichen Ratgeber beantworten wir dir die meistgestellten Fragen zum Thema Unfallversicherung. Du erfährst, welche Bedingungen erfüllt sein müssen, damit dir Leistungen zustehen. Zudem zeigen wir dir, in welchen Fällen die meisten Versicherungen nicht einspringen. So weißt du, ob sich eine private Unfallversicherung für dich lohnt und worauf du beim Abschluss der Versicherung achten musst.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Wöchentlicher Newsletter über Finanzen
- 2 Das Wichtigste in Kürze
- 3 Hintergründe: Was du über die Unfallversicherung wissen solltest
- 3.1 Was ist eine Unfallversicherung?
- 3.2 Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, damit die Versicherung zahlt?
- 3.3 Die Versicherung muss den Unfall anerkennen
- 3.4 Welche Fristen musst Du beachten?
- 3.5 Welche Unfälle sind vom Versicherungsschutz ausgeschlossen?
- 3.6 Wie wirkt sich eine Vorerkrankung aus?
- 3.7 Welche Leistungen erbringt die Unfallversicherung?
- 4 Fazit
Das Wichtigste in Kürze
- Mithilfe einer privaten Unfallversicherung kannst du dich und deine Familie für die finanziellen Folgen absichern, die durch einen Unfall verursacht werden.
- Damit die Versicherung einen Unfall anerkennt, müssen eine Reihe von Bedingungen erfüllt sein. Die wichtigste Bedingung ist das Vorliegen einer Invalidität, also einer dauerhaften körperlichen oder geistigen Einschränkung der versicherten Person.
- Neben den Kriterien solltest du auch auf die Fristen achten, die du im Rahmen deiner Versicherung befolgen musst. Zudem unterscheiden sich die Gesellschaften in ihren Leistungsangeboten und schließen bestimmte Arten von Unfällen aus.
Hintergründe: Was du über die Unfallversicherung wissen solltest
Bevor du eine Unfallversicherung abschließt, solltest du einige Punkte wissen. Deshalb werden wir dir in den folgenden Abschnitten alle wichtigen Informationen diesbezüglich erläutern, um dich bei deiner Entscheidung zu unterstützen.
Was ist eine Unfallversicherung?
Möchtest du aber auch für Freizeitunfälle abgesichert sein, solltest du darüber nachdenken, eine private Unfallversicherung abzuschließen. Es handelt sich hierbei um eine Privatversicherung, die die wirtschaftlichen Folgen eines Unfalls absichert (3). Die Leistungen sollen dafür sorgen, entgehendes Einkommen im Zusammenhang mit dem Verlust der Arbeitsfähigkeit auszugleichen.
Solltest du also durch sportliche Aktivitäten, Hobbys oder durch die Hausarbeit einen Unfall erleiden und dadurch dauerhaft körperlich oder geistig beeinträchtigt sein, kann eine private Unfallversicherung zumindest deine finanzielle Belastung abmildern. Im Folgenden werden wir uns ausschließlich auf die private Unfallversicherung beziehen.
Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, damit die Versicherung zahlt?
Wenn du dir beispielsweise den Arm brichst und dadurch nur eine vorübergehende Einschränkung hast, wird dies nicht versichert.
Laut Gesetz liegt ein Unfall vor, wenn eine versicherte Person unfreiwillig einen Gesundheitsschaden durch ein plötzlich von außen auf den Körper einwirkendes Ereignis erleidet (5). Manche Versicherungen können in ihren Bedingungen aber auch etwas von dieser Standard-Formulierung abweichen.
Achte immer darauf, wie der Unfallbegriff bei den jeweiligen Versicherungen definiert ist.
Krankheiten werden nicht als Unfall gewertet und sind bei der Unfallversicherung deswegen auch nicht abgedeckt. Sofern du dich für die Folgeschäden von Erkrankungen absichern möchtest, solltest du über eine Berufsunfähigkeitsversicherung nachdenken.
Die Versicherung muss den Unfall anerkennen
Merke dir die Kriterien für die Anerkennung eines Unfalls mit der Eselsbrücke "PAUKE".
Zu einem eindeutigen Versicherungsfall zählen beispielsweise Verletzungen durch einen Autounfall. Verrenkungen, Muskelzerrungen und Risse, die durch eine erhöhte Kraftanstrengung verursacht wurden, werden bei vielen Versicherungen eingeschlossen - auch wenn du selbst für die Kraftanstrengung verantwortlich bist und es sich also nicht um ein plötzliches Einwirken von außen handelt.
Es kann hier jedoch auch zu Rechtsstreitigkeiten kommen. Beispiel: Wenn du bei einem Umzug hilfst und dir durch schweres Heben einen Muskel oder Sehne zerrst, wird dies als Unfall gezählt. Solltest du dir dabei allerdings einen Bandscheibenvorfall zuziehen, wird dies von vielen Versicherungen nicht als Unfall anerkannt, da es sich bei Bandscheiben- und Meniskusschäden oft um Verschleißerscheinungen handelt.
Auch Unfälle, die durch eine organische Erkrankung, wie Kreislaufversagen, zurückzuführen sind, werden von den Versicherungsgesellschaften streng ausgelegt. Gute Tarife decken jedoch auch Vorfälle ab, die durch einen Schlaganfall oder Herzinfarkt ausgelöst worden sind. Zudem handelt es sich um einen Versicherungsfall, wenn die schädigende Wirkung erst später eintritt.
Wichtig ist immer, dass es sich bei den Unfallfolgen um andauernde Zustände handelt.
Entscheidend für die Anerkennung eines Unfalls im Rahmen des Gesetzes ist auch der Aspekt der Unfreiwilligkeit. Im Versicherungsvertragsgesetz (§ 178 Abs. 2 VVG) ist geschrieben, dass die Unfreiwilligkeit bis zum Beweis des Gegenteils vermutet wird.
Der Versicherer muss also nachweisen können, dass die versicherte Person eine Mitschuld am Unfall hat. Hierunter würde zum Beispiel eine absichtlich zugezogene Schädigung durch Selbstverstümmelung fallen.
Welche Fristen musst Du beachten?
Weiterhin muss der Unfall in der Regel innerhalb von 15 Monaten eingetreten und durch einen Arzt schriftlich festgestellt worden sein. Bei manchen Versicherern ist diese Frist sogar auf 18 oder 24 Monate verlängert. Versäumst du die Frist, hast du im schlimmsten Fall gar keinen Anspruch auf Leistungen. Wichtig ist auch, dass der Arzt in seiner Feststellung den Unfallhergang beschreibt und von einer wahrscheinlich andauernden Invalidität ausgeht (7).
Sofern ein Jahr nach dem Unfall noch nicht eindeutig ist, ob die gesundheitliche Einschränkung dauerhaft ist oder sich verbessert, besteht kein Anspruch auf Entschädigung. Ausschlaggebend ist, wie stark die Invalidität 3 Jahre nach dem Unfall aussieht. Daher findet die letzte Untersuchung normalerweise kurz vor Ablauf der 3 Jahre statt. Das daraus resultierende Ergebnis ist für die Entscheidung über Entschädigungsleistungen verantwortlich.
Welche Unfälle sind vom Versicherungsschutz ausgeschlossen?
- Unfälle der versicherten Person durch Geistes- oder Bewusstseinsstörungen, wie Alkohol- oder Drogeneinfluss. Hierzu können manchmal auch Unfälle durch Epilepsie, einen Schlaganfall oder andere Krampfanfälle zählen.
- Unfälle, die dem Versicherten durch das vorsätzliche Begehen einer Straftat passieren.
- Unfälle durch radioaktive Strahlung, Infektionen oder Vergiftungen.
- Unfälle, die durch Kriegs- oder Bürgerkriegsereignisse verursacht worden sind. Eine Ausnahme ist hier, wenn die versicherte Person während einer Auslandsreise von derartigen Ereignissen überrascht wird.
- Bandscheiben- oder Meniskusschäden, da sie von vielen Versicherern als Verschleißerscheinungen definiert und daher nicht als Unfall anerkannt werden.
- Gesundheitsschäden durch Heilmaßnahmen oder Eingriffe am Körper. Eine Ausnahme besteht, wenn die Behandlung, auch eine Strahlentherapie, aufgrund eines versicherten Unfalles nötig wurde.
- Rein seelische Erkrankungen nach einem Unfall.
Außerdem schränken viele Versicherer ihre Leistungen weiter ein, indem sie Unfallfolgen aus riskanten Sportarten oder besonderen Gefahren im Privatleben ausschließen. Dazu können Motorrad- und Autorennen sowie Gleitschirm oder Drachenfliegen zählen. Für solche Fälle kannst du gegen Aufpreis aber einen Zusatzschutz wählen.
Wie wirkt sich eine Vorerkrankung aus?
Ein Beispiel für einen solchen Fall ist, wenn du Osteoporose hast und diese zu einem schlimmeren Knochenbruch als bei einem gesunden Menschen geführt hat. Je nachdem, wie stark der Einfluss der Osteoporose auf die Folgeschäden war, erhältst du entsprechend eine geringere Entschädigung von der Versicherung.
Für Personen mit bestimmten Vorerkrankungen ist es daher schwierig eine geeignete Unfallversicherung zu finden, da viele Unfallversicherungen bei pflegebedürftigen oder behinderten Personen nicht zahlen (8). Jedoch sollte dann geprüft werden, ob die Pflegeversicherung einspringen kann.
Welche Leistungen erbringt die Unfallversicherung?
Art der Leistung | Erläuterung |
---|---|
Invaliditätszahlung | Diese Leistung wird als einmaliger Betrag in Form einer Kapitalsumme ausgezahlt, für welche die vereinbarte Grundversicherungssumme und der Invaliditätsgrad als Berechnungsgrundlage dienen. Der Invaliditätsgrad wird mithilfe der jeweiligen Gliedertaxe ermittelt. |
Krankenhaustagegeld | Das Krankenhaustagegeld hilft bei längeren Krankenhausaufenthalten, indem es die Kosten für die stationäre Behandlung auffängt. Es wird häufig bis zu zwei Jahren nach dem Unfall ausgezahlt. |
Unfallrente | Der Geschädigte erhält bei sehr schweren und dauerhaften Gesundheitsfolgen lebenslang eine monatliche Rente, für welche die Summe im Vertrag vereinbart ist. Zur Berechnung ist der Grad der Beeinträchtigung maßgeblich. |
Todesfallleistung | Wenn die versicherte Person innerhalb eines Jahres nach dem Unfall an den Unfallfolgen verstirbt, wird den Hinterbliebenen eine Todesfallsumme ausgezahlt. Meistens ist diese Summe niedriger als die Invaliditätssumme. |
Zusätzliche Leistungen | Neben den Grundleistungen gibt es weitere Leistungen, die du zusätzlich in deine Unfallversicherung aufnehmen kannst. Dazu zählen unter anderem Kosmetische Operationen, Bergungskosten, Reha Beihilfe oder eine Übergangsleistung. |
Insbesondere, wenn du deine Familie für den Fall des eigenen Todes absichern möchtest, kann eventuell auch eine Lebensversicherung sinnvoll sein.
Fazit
Ein Unfall kann in der Freizeit schnell passieren. Leider kommen nicht alle Menschen mit dem Schrecken davon. Viele ziehen erhebliche gesundheitliche sowie finanzielle Schäden mit sich. In solchen Fällen kann eine private Unfallversicherung sehr hilfreich sein. Wann eine Versicherung zahlt oder auch nicht zahlt, solltest du vor einem Abschluss immer in den Bedingungen nachlesen.
Wenn du bereits durch eine private Unfallversicherung abgesichert bist, lohnt es sich diese regelmäßig zu prüfen. Sofern die Leistungen nicht mehr zu deinen aktuellen Lebensumständen passen, solltest du über eine Kündigung nachdenken. Mittlerweile gibt es auch Versicherungsapps, die dich bei der Verwaltung all deiner Versicherungen unterstützen können.
Titelbild: Steve Buissinne / Pixabay
Einzelnachweise (8)
1.
dieversicherer.de: Was ist die private Unfallversicherung?
Quelle
2.
dguv.de: Versicherte Personen. Abgerufen am 09.05.2021.
Quelle
3.
Werding, M.; Becker, J.; Wagner, F.: Stichwort: Unfallversicherung. In: Springer Gabler Verlag (Hrsg.): Gabler Wirtschaftslexikon 2018. Abgerufen am 09.05.2021.
Quelle
4.
gdv.de: Allgemeine Bedingungen für die Unfallversicherung mit garantierter Beitragsrückzahlung (AB UBR). GDV, 27.04.2016.
Quelle
5.
gesetze-im-internet.de: Gesetz über den Versicherungsvertrag (Versicherungsvertragsgesetz - VVG), § 178 Leistung des Versicherers. Bundesamt für Justiz.
Quelle
6.
drklein.de: Wie ist die Definition eines Unfalls? Dr. Klein.
Quelle
7.
versicherungsrecht-wittig.de: Wichtige Fristen in der Unfallversicherung.
Quelle
8.
pflegeversicherung-spezialisten.de: Unfallversicherung mit Pflegegrad.
Quelle